Geschichte der SPD Neudorf

Geschichte der SPD Neudorf vor 1945

Aufgrund der spärlichen Unterlagen müssen wir sagen: Wahrscheinlich hat es vor 1933 in Neudorf keinen organisierten SPD-Ortsverein gegeben.
Sicher gab es aber Bürger, die Mitglied der SPD waren. Arbeiter, die nach Mannheim, Karlsruhe oder Bruchsal pendelten, bildeten einen kleinen Kern sozialdemokratischer Anhängerschaft im katholischen und konservativen Neudorf.
Uns ist lediglich bekannt, dass Brecht, Karl I. für die SPD kandierte und gewählt wurde.

Gründung des SPD-Ortsvereins Neudorf

Nach dem Ende des 2. Weltkrieges war es in den drei westlichen Besatzungszonen für die SPD möglich, sich neu zu konstituieren. Parteigründungen für Neudorf mussten bei der amerikanischen Militärregierung in Bruchsal zur Zulassung angemeldet werden.
Ernst Schäfer, der spätere 1.Vorsitzende der SPD Neudorf und Bruder des 1945 kommissarisch eingesetzten Bürgermeisters Richard Schäfer, nahm die Anmeldung vor.

Als Gründer der SPD Neudorf unterzeichneten die Urkunde vom 2. Januar 1946:
  • Herzog, Peter IV. / Friedrichstraße 6
  • Schäfer, Ernst / Lauerstraße
  • Lamm, Wilhelm / Luisenstraße 20

Als ein großer Erfolg des neugegründeten Ortsvereins war zu bewerten. dass bereits zur Gemeinderatswahl am 27. Januar 1946 eine eigene Vorschlagsliste mit 8 Bewerbern eingereicht werden konnte.
Gewählt wurde als erster Gemeinderat über die Liste der Sozialdemokratischen Partei Neudorfs Herzog, Peter IV.
Nach Ernst Schäfer wurde dann für viele Jahre Alfons Notheis 1.Vorsitzender
Er lenkte die Geschicke des kleinen Ortsvereins und wurde von den Bürgern Neudorfs für die SPD auch in den Gemeinderat und in den Kreistag gewählt.
Ihm, der den Ortsverein bis zum Jahre 1964 führte, haben wir viel zu danken und wir werden ihm ein ehrendes Andenken bewahren.

In den folgenden Nachkriegsjahren wurden als Gemeinderäte der SPD noch gewählt:
  • Lamm, Wilhelm (8. 12. 1947)
  • Brecht, Albert August (28. 1. 1951)
  • Brecht, Josef (11. 11.1956)
  • Notheis, Alfons (8.11. 1959)
  • Tropf, Friedrich, (8. 11. 1959)
  • Prestel, Rupert (4. 11. 1962)

1964 - 1972

1964

Bei der Jahreshauptversammlung am 19. 1. 1964 im Gasthaus zur "Rose" gab der seitherige 1.Vorsitzende Alfons Notheis bekannt. dass er dieses Amt aus gesundheitlichen Gründen und auch altersbedingt nicht mehr fortführen kann. Bei den Neuwahlen wurde der Betriebsratsvorsitzende Hermann Ruff zum 1.Vorsitzenden gewählt. Als 2.Vorsitzender und Schriftführer fungierte Albert August Brecht. Kassier blieb Peter Herzog und als Beitragskassier wurde Josef Prestel gewählt.
Am 21. 3. 1964 fand dann die Ehrung für den langjährigen Vorstand Alfons Notheis im Gasthaus zur "Rose" mit Überreichung eines Geschenkkorbes von den dankbaren Mitgliedern statt.
Auf einer SPD-Wahlversammlung zur Landtagswahl im gleichen Jahr sprachen Landrat Dr. Friedrich Müller und Stadtrat Oskar Rüdiger aus Bruchsal im "Lamm". Unter den Gästen war auch Bürgermeister Alois Köhler.
Bei der Landtagswahl am 26. 4.1964 gab es einen Stimmenzuwachs für die SPD in Neudorf aufgrund einer guten Wahlpropaganda.
In der Versammlung am 13. 11.1964 berichteten die SPD-Gemeinderäte über die Einführung der Müllabfuhr in Neudorf.


1965

Am 23. 4.1965 fand die Hauptversammlung im "Lamm" mit Kreisvorstand Oskar Rüdiger als Gast statt. Für seinen erkrankten Vater übernahm Otwin Herzog das Amt des 1.Kassiers. Der Mitgliederstand betrug 9 treue Genossen. Am 3. 6. 1965 wurde der langjährige Kassier, Peter Wendelin Herzog, zu Grabe getragen. Am 22. 8. 1965 fand eine Rentnerversammlung mit Bundestagskandidat Horst Seefeld und Stadtrat Oskar Rüdiger.
Am 28. 9. 1965 Aufstellung der Kandidaten zur Kreis- und Gemeinderatswahl:

Kreistags-Kandidaten:
  • Friedrich Tropf
  • 2. Rupert Prestel
Gemeinderats-Kandidaten:
  • 1. Friedrich Tropf
  • 2. Albert August Brecht
  • 3. Günther Gumb
  • 4. Franz Müller
  • 5. Oskar Laudenklos
  • 6. Otwin Herzog

Am 23. 10. und 5. 11. 1965 fanden Wahlversammlungen mit Landrat Dr. Friedrich Müller statt. Bei der Wahl am 7.11.1965 wurden Friedrich Tropf und Albert August Brecht für die SPD in den Gemeinderat gewählt. Durch Stimmenzugewinn war damit das vor 3 Jahren verlorene 3. Mandat wieder zurückgewonnen. Rupert Prestel stand als Gemeinderat nicht zur Wahl. da der Gemeinderat immer nur zur Hälfte alle 3 Jahre zu wählen war.


1966

Bei der Hauptversammlung am 6. 3. 1966 im "Lamm" konnte eine erfolgreiche Bilanz gezogen werden. Der Mitgliederstand war auf 23 angewachsen. Die Bundestags- und Gemeinderatswahlen 1965 brachten Stimmenzugewinne in Neudorf für die SPD.
Die innenpolitische Lage war von der sich anbahnenden Krise zwischen den Regierungsparteien CDU und FDP sowie dem politischen Ende von Bundeskanzler Erhard gekennzeichnet.
Wegen seines hohen Alters übergab Beitragskassier Josef Prestel sein Amt an Otwin Herzog.


1967

Bei einer Mitgliederversammlung im "Lamm" wurde Jakob Siegel für den erkrankten Albert August Brecht zum 2. Vorsitzenden gewählt. Für die Gemeinderatswahl am 20. 10.1968 wurde folgende Kandidatenliste aufgestellt:

  • 1. Rupert Prestel. Bundesbahnhauptsekretär
  • 2. Hermann Ruff. Bundesbahn-Angestellter
  • 3. Jakob Siegel, Elektromechaniker
  • 4. Walter Herzog, Schreiner
  • 5. Peter Wintruff, Dipl.-Ingenieur
  • 6. Franz Peichel, Schlosser

Gewählt wurden in den Gemeinderat Rupert Prestel und Peter Wintruff.


1968

Bei der Wahlversammlung am 19. 10. 1968 im "Pfälzer Hof" wurde die Forderung nach einem 2. Arzt für die Gemeinde Neudorf (ca. 4300 Einwohner) erhoben.
Am 29. 11. 1968 fand im "Pfälzer Hof" ein Kameradschaftsabend mit den Frauen der Mitglieder statt und jeder Frau wurde ein kleines Geschenk überreicht. Der langjährige Beitragskassier Josef Prestel erhielt für besondere Verdienste eine Ehrengabe. Bei Kaffee und Kuchen klang der unterhaltsame und humorvolle Abend aus.


1969

Im Jahre 1969 verstarb im Alter von 61 Jahren unser Parteimitglied und langjähriger Gemeinderat Albert August Brecht. Unter großer Beteiligung der Bevölkerung wurde er zu Grabe getragen. Im Übrigen stand das Jahr 1969 im Zeichen des Wahlkampfes der Bundestagswahl. Neue, kräftige Impulse für die Partei und die Kommunalpolitik gingen von unserem Neubürger und Parteimitglied, Dipl.-Ing. Peter Wintruff, aus.


1970

Zu einer vom Ortsverein der SPD ungewollten Spannung zwischen ihr und der katholischen Pfarrgemeinde-Verwaltung kam es im Jahre 1970. In persönlicher Vorsprache des 1. Vorsitzenden Hermann Ruff und eines weiteren Parteimitglieds beim Pfarramt wurde angefragt, ob es möglich sei, den Pfarrsaal für eine politische Veranstaltung mit dem Mitglied des Bundestages (MdB) Horst Seefeld zu erhalten. Es wurde darauf verwiesen, dass das Gebäude an die CDU schon mehrmals zur Benutzung vergeben wurde. Die Anfrage wurde trotzdem ablehnend entschieden. Auch der Hinweis, dass sich Neudorfer Sozialdemokraten katholischen Glaubens auch an den zahlreichen Spendenaktionen zur Errichtung des Pfarrsaales beteiligt hatten, half nichts. Ebenso wurde darauf verwiesen, dass der Bau zum Teil mit öffentlichen Mitteln (Steuergeldern) finanziert worden war.
Dieses Verhalten erschien dem Ortsverein umso unverständlicher, da in Rom in jener Zeit dem Bundeskanzler und Vorsitzenden der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands, Willy Brandt, die Türen zu einer Audienz beim Heiligen Vater geöffnet wurden. Man wunderte sich deshalb wegen des Verhaltens in Neudorf umso mehr und hoffte für die Zukunft auf besseres gegenseitiges Verständnis und mehr Toleranz.
Zu einer sehr gelungenen Veranstaltung kam es dann im fast überfüllten "Gasthaus Gambrinus" mit dem Redner Horst Seefeld. Der gesamte Komplex der Ostpolitik, der unter der Regierung Brandt/Scheel außenpolitische Vorrangstellung erhielt (Gewaltverzichtsabkommen - Verhandlungen mit der Sowjetunion und Polen standen damals bevor), war ebenso Inhalt von Rede und Diskussion wie innenpolitische und vor allem sozialpolitische Themen. Ein guter Kontakt zwischen Abgeordneten und der Bevölkerung war bei dieser Veranstaltung zu bemerken.


1971

Am 5. 3. 1971 wurde in der Jahreshauptversammlung die letzte Vorstandschaft des noch selbständigen Ortsvereins Neudorf gewählt:

  • 1.Vorsitzender Hermann Ruff
  • 2.Vorsitzender Jakob Siegel
  • Kassier Otwin Herzog
  • Schriftführer Karl-Otto Wirth.

In dieser Versammlung wurde das Neumitglied Günter Gumb herzlich willkommen geheißen.
Das kommunalpolitische Hauptthema des Jahres 1971 war weiterhin das Arztproblem. Die jahrelangen Bemühungen der SPD-Fraktion führten schließlich 1972 unter dem neuen Bürgermeister Werner Juchler zum Erfolg.


1972

Dieses Jahr stand schon ganz im Zeichen der Fusionsverhandlungen der beiden selbständigen Ortsvereine Graben und Neudorf. Trotzdem war der Ortsverein politisch auch auf anderen Feldern aktiv.
So sprach am 23. Marz 1972 auf einer Großveranstaltung in der TSV-Halle Neudorf Bundesfinanzminister a.D., Dr. Alex Möller, über das Thema "Sicherung der Friedenspolitik - Baden-Württemberg entscheidet". Begrüßt wurden die zahlreichen Zuhörer von Landtagskandidat und Landrat Dr. Friedrich Müller (MdL).
Die Bedeutung der Landtagswahl stellte der Ortsverein auch durch ein Frühschoppengespräch im "Gasthaus Gambrinus" heraus, bei dem Zweitkandidat Gerhard Holler referierte.
Die Verhandlungen zum Zusammenschluss verliefen in freundschaftlicher Atmosphäre. Die Vorstände beider Ortsvereine legten den Termin der Gründung des Ortsvereins Graben-Neudorf auf den 17. Mai 1972.

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